Die Dohlen sind die kleinsten Rabenvögel. Sie sind lebhaft und gesellig. Auf den ersten Blick erscheinen sie schwarz wie ihre grösseren Verwandten, die Raben- und Saatkrähen oder Kolkraben. Bei genauerem Hinsehen fallen aber die hellgrauen Halsseiten, der hellgraue Nacken und vielleicht sogar die gräulich-weisse / bläuliche Iris der Augen auf.
Die Dohle ist in der Schweiz mit 1’250 bis 1’500 Brutpaaren (gemäss «Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016») nach wie vor eine spärlich brütende Vogelart und wird auf der Roten Liste 2021 als «potenziell gefährdet» geführt. Seit 2020 wird die Dohle als Prioritätsart im Programm «Artenförderung Vögel Schweiz» verstärkt gefördert. Um erfolgreich brüten zu können, benötigt die in Kolonien brütende Dohle geeignete Nisthöhlen und im Umfeld des Brutortes gute Nahrungsflächen wie z.B. kurz gehaltene Weiden mit reichem Insektenangebot.
In Luzern brüten die allermeisten Dohlenpaare an der Nordseite der Museggmauer und in den Museggtürmen. Hier sind die Voraussetzungen für die Dohlen dank der vielen Bruthöhlen in den Türmen und der Mauer, den grossen Bäumen und dem biologisch bewirtschafteten Kulturhof «Hinter Musegg» sehr gut. Einzelne weitere Brutvorkommen werden aber immer wieder auch an anderen Orten in der Stadt Luzern festgestellt, wie z.B. beim Löwendenkmal oder an der Seidenhofstrasse.
Die Aufgabe der OGL
Die OGL setzt sich seit 1975 mit einem Team von Freiwilligen aktiv für eine positive Entwicklung der Dohlen in der Stadt Luzern ein. So erreichte die OGL, dass trotz der Sanierung der Museggmauer (2007-2015) die wichtigen Bruthöhlen offengelassen wurden. Die Mauer wurde zudem in Etappen saniert, so dass den Dohlen (und auch anderen Vogelarten) immer ein Teil der Mauer für ihr Brutgeschäft zur Verfügung stand. Zusammen mit Stadtgrün Luzern laufen Bemühungen, um die Baumpflege und den Grasschnittzeitpunkt entlang der Mauer zu Gunsten der Dohlen weiter zu optimieren. Von ca. Mitte März bis ca. Ende Juni sind Mitglieder des Teams regelmässig entlang der Museggmauer und in der Stadt unterwegs, um die von Dohlen besetzten Bruthöhlen zu zählen. Durch Beobachten der einfliegenden Dohlen wird festgestellt, ob in der Nisthöhle gebrütet wird oder nicht. Zum Ende der Saison werden alle Beobachtungen zusammengetragen und konsolidiert. So sammelt die OGL seit dem Jahr 1975 Daten über die Entwicklung der Dohlenbruten in der Stadt Luzern. Diese Daten werden auch an die Schweizer Vogelwarte Sempach weitergegeben.
Nachdem die Bruten anfänglich kontinuierlich zunahmen, beobachten wir seit dem Jahr 2020, dass sie wieder abnehmen. Als Grund für diese Entwicklung sehen wir die Abnahme der für Gänsesäger verfügbaren Nisthöhlen an der Museggmauer durch die Zunahme der ebenfalls in Höhlen brütenden Dohlenpaare und durch das Baumwachstum, das mehr und mehr Nisthöhlen für anfliegende Gänsesägerweibchen unzugänglich macht.
Nutzen
Mit der Gänsesägerbegleitung und dem -monitoring nimmt die OGL einen Teil der Verantwortung wahr, welche die Schweiz für die Erhaltung der alpinen Gänsesägerpopulation hat. Mit unserem Eingreifen sorgen wir dafür, dass Gänsesäger Pulli nicht durch menschenverursachte Gefahren sterben, sondern in der natürlichen Nahrungskette verbleiben. Zudem liefern die langjährigen Datenreihen zum Bruterfolg der Gänsesäger wichtige Hinweise zum Entwicklungstrend und zum Zustand des Ökosystems Reuss.
Mehr Informationen über die Gänsesäger erhalten Sie bei der Schweizer Vogelwarte und weitere Informationen über unsere Arbeit zum Schutz dieser Vogelart finden Sie in den Jahresberichten der OGL.
Merkblatt zum Umgang mit frisch ausgeflogenen Gänsesäger-Familien an der Museggmauer
Walter Fassbind konnte filmen, wie eine Gänsesäger-Mutter zusammen mit ihren Jungvögeln (Pulli) ihre Brutnische hoch oben am Zytturm verlässt.